Wenn es im Schoren wochenlang still bleibt, es in der Zeitung nichts über den SC Langenthal zu lesen gibt, unsere Gedanken auch was Anderes als Gelb-Blau kennen, ja dann ruht das Langenthaler Eishockey. Zumindest fast. Denn nie ganz zur Ruhe kommt der SCL-Fan. Warum? Wegen des Erzrivalen EHC Olten. Man schaut auf die Uhr, es ist 19:34 Uhr - Sauhunde! Man will gemütlich mit dem ÖV nach Zürich fahren, der Zug wartet in Olten einen Anschluss ab - fahr weiter! Man will gemütlich grillieren, etwas abseits vom Waldrand stehen drei Tannen - fällen und zu Sägemehl verarbeiten! Mit anderen Worten: Unzählige Gegenstände, Begriffe, Zahlen, Farben oder Orte jagen so manchem SCL-Fan auch in der heissen Sommersonne einen kalten Schauer den Rücken runter. Es ist eben echte Abneigung gegenüber unseren Nachbarn, gerne darf man das auch Hass nennen.
Gesunden Hass. Hass, der unseren Alltag zwar mühsam, aber zugleich interessant macht. Keiner in Langenthal mag das wüste Entchen Olten, und doch würden wir insgeheim wohl keinen Gegner mehr vermissen als die Nager aus der Dreitannenmetropole. In einer Zeit, in der eine Ligaqualifikation gefühlte 70 Runden dauert, sind diese Derbyemotionen schon fast überlebenswichtig. Ein Sieg über Olten ist mehr Wert als gegen jedes andere Team, eine Niederlage schmerzt doppelt und dreifach. Umso schöner ist es, gleich mit einem solchen Knaller in die Saison einzusteigen. Doch was erwartet uns diese Spielzeit? Natürlich interessiert auch diese Frage umso mehr, beginnt die Saison gegen den Erzrivalen.
Die Testspiele lassen wenig voraussagen, das Gesehene gefiel aber über weite Distanz. Zwar war die Intensität sichtlich tiefer als im Ernsteinsatz, spannend war es hingegen, die Neuzugänge, neuen taktischen Versuche und Linienzusammenstellungen zu studieren. Welche Erkenntnisse sind geblieben? Verteidiger-Haudegen Fröhlicher versucht sich jetzt als Center-Zauberer und führt mit Primeau und Küng die wohl massigste Sturmlinie der SCL-Geschichte aufs Eis. Vom Top-Sturm-Trio zeigte sich vor allem Campbell schon anständig in Skorerlaune. Der gewichtigste Abgang in der Hintermannschaft – Seydoux – scheint durch Rytz gut kompensiert zu werden. Offensiv zwar weniger auffällig, dafür im eigenen Drittel sehr solid und möglicherweise auch mit weniger geistigen Aussetzern. Die neu verpflichteten Verteidiger Marti und Völlmin spielten ebenfalls gute Testmatches.
Neben dem Eis werden die zusätzlichen Teams die grösste Veränderung sein. Zwar gibt es keinen prominenten Absteiger, dafür unattraktive Aufsteiger. Zwei neue Farmteams werden das NLB-Niveau wohl senken, die Zuschauerschnitte nach unten ziehen. Wenn die Ticino Rockets immerhin sportlich aufgestiegen sind und aus Fansicht eine vielversprechende Auswärtsfahrt nach Biasca bieten, ist die EVZ Academy in allen Belangen genau so unattraktiv, wie der Name es bereits vermuten lässt. In dieser Hinsicht wird die kommende Saison zur Probe für die gesamte Liga werden. Pro Spielrunde drei Mal in leeren Stadien aufzulaufen um gegen Sprösslinge anzutreten ist wohl nicht das, wonach gestandene Spieler wie Kelly, Cadonau oder Tschannen gelüsten - nur um zu zeigen, in welche Richtung die Bedenken gehen..
Doch zurück an den heutigen Tag: Was ganz sicher an Bedeutung wahrt, sind die Duelle gegen Olten! Los geht’s, Willkommen Saison 2016/2017!
Veröffentlicht im Schlittjournal vom 10. September 2016