rückblick

 Der eine oder andere mag sich vielleicht diese Tage beim Anblick der aktuellen NLB-Tabelle verwundert die Augen gerieben haben. Normalerweise setzt in ungefähr dieser Saisonzeit der allseits bekannte Ligakoller ein – die Topteams setzen sich zunehmend vom Mittelfeld ab und am Ende der Tabelle bereiten sich Thurgau und GCK auf den Kampf um den begehrten letzten Playoff-Platz vor (wenn überhaupt). Die grosse Euphorie rund um den Saisonstart mit lang ersehnten Derbys, endlich wieder auswärts fahren und alte Bekannte wieder treffen ist mehr oder weniger verpufft und die heisse Playoff-Phase noch weit weg. Also plätschert die Meisterschaft im trüben November üblicherweise vor sich hin, bis es um die Weihnachtszeit wieder spannender wird. Aber keine Regel ohne Ausnahme: Heute steht gegen die Walliser aus Martigny bereits das 15. Meisterschaftsspiel in der Saison 2015/16 an – wer mitgerechnet hat weiss; heute geht bereits das 1. Drittel der Qualifikation zu Ende! Doch statt einem müden samstagnachmittäglichen „chnebeln“ ist auch heute wieder voller Einsatz gefragt und es geht um jeden einzelnen Punktgewinn. Die siebtplatzierten Pokemons aus Visp und die an der Tabellenspitze liegenden Mäuse trennen nur 6 mickrige Punkte. Schon bei nur einer Niederlage ist ein Absturz um 3 bis 4 Tabellenplätze nicht unwahrscheinlich. Auch die Krone an der Spitze wird teilweise von Spiel zu Spiel neu vergeben. So haben unsere Mannen beispielsweise das Kunststück fertig gebracht, sich trotz einer Niederlage nach Penalties am Ende des Spieltages als Spitzenreiter feiern zu lassen.

 

Womöglich hängt das ganze Thema auch mit den 2 neuen Teams zusammen, welche frischen Wind in den manchmal grauen Ligaalltag bringen. So war zum Beispiel das erste Gastspiel in Winterthur sehr unterhaltsam und die mitgereiste Truppe freute sich endlich mal wieder einen neuen Gästesektor zu betreten oder vom beliebten Winterthurer Bier „Chopfab“ zu kosten. Mit dem schlussendlich ungefährdeten Auswärtssieg im Gepäck richtete man den Blick nach vorne aufs Derby in der heimischen Schorenhalle. Ein Spitzenkampf der seinem Namen gerecht wurde: Ein packendes Spiel mit Einsatz, Kampf und Leidenschaft – mit der Streetside im Rücken konnte den peinlichen Radlern aus der Dreitannenstadt ein Stock in die Speichen geworfen und somit der Bergpreis entrissen werden. Derbysieg!

 

Obwohl am Dienstag darauf wohl noch ziemlich jeder die grosse Derbysiegesfeier in den Knochen spürte, fanden sich doch einige tapfere Auswärtsfahrer, welche den weiten Weg nach Visp in Angriff nahmen. Spielbeginn war für einen Dienstag ungewöhnlich bereits um 19:45 Uhr angesetzt – begonnen hat das Spiel dann aber doch erst kurz nach 20:00 Uhr weil zuerst ein Loch im Walliser Eis geflickt werden musste. Nach einer zähen Partie und einer 2-Tore-Aufholjagt unserseits kam es zur Verlängerung und anschliessendem Penaltyschiessen. Letzteres haben die meisten Langenthaler leider verpasst, da das heimtückische Eisloch während dem Spiel mehrmals nachbehandelt werden musste und der Zugfahrplan leider kein Erbarmen zeigte. Positiv hervorheben kann man das leckere Raclette, welches zu Fr. 5.– neu im Gästesektor erhältlich ist. Weniger erfreulich ist die peinliche Heimkurve der Oberwalliser: Sich mit den jurassischen Kummerbuben aus der Ajoie hinter dem Ultra-Gruppierungsfahne schwingenden Maskottchen im Pokemon-Kostüm zu verstecken und faxen in Richtung Gästeblock zu machen ist schon ganz grosses Kino…

 

Noch in der gleichen Woche am Freitagabend führte die Reise ans obere Zürichseeufer nach Rapperswil. Der Spielplan bescherte uns also in der 2. Qualirunde gleich beide neuen Destinationen in der NLB, verbunden mit einem jeweiligen Auswärtsspiel. Die Begegnung gegen den Absteiger hat mit dem Führungstreffer für Gelb-Blau nach 28 Minuten eigentlich gut begonnen. Allerdings gab man den Sieg dann ein paar Zeigerumdrehungen später fahrlässig aus der Hand, indem man innert knapp 5 Minuten nicht weniger als 4 Tore kassierte. Die Stimmung der Heimkurve war nicht schlecht (zumindest mit anderen NLB-Kurven verglichen), jedoch vermochte sie die mitgereisten Langenthaler kaum aus den Socken zu hauen. Am vergangenen Sonntag stieg man dann in gewohnter Umgebung zuhause im Schoren gegen ein blasses Tschaux in den Ring. Kelly – bei sagenhaften 4 von 6 Toren den Stock im Spiel – sowie der Youngster Nico Dünner mit 2 Toren waren massgeblich am Sieg gegen die Hornissen beteiligt. Hoffen wir, dass unsere Jungs die Lust und den Einsatz vom letzten Wochenende mit ins heutige Spiel nehmen und wir unsere Position in der umkämpften Tabelle halten können.


Veröffentlicht im Schlittjournal vom 31. Oktober 2015