Ein angenehm kühler Morgen an einem Donnerstag im August 2015. Über den in der Sonne glitzernden Dächer der Stadt sieht man den Schorenhoger thronen. Durch die Gassen hört man die letzten Ausläufer der Sommerpause heulen. Endlich. Es war ein hartes Landen auf dem Boden der Realität im vergangenen März. Am Horizont nähern sich verschwommene Gestalten mit Fahnen und Schals…
Bereits Monate vor dem Spiel wurden Preise für Auto-, Zug- oder Carfahrten gefeilscht und um die Gunst der Fans geworben: Am 20. August sollte unser Schlittschuhclub in Österreich zu einem
Vorbereitungsspiel antreten. Im Nobel-Skiort Kitzbühel kam es zum Duell gegen das Team aus Innsbruck (den Sponsorennamen vor dem Stadtnamen haben wir leider vergessen). Als man sich dann
schlussendlich für eine weitere Tour mit dem Zug entschied wurden die Zugbillettvorräte der SBB und ÖBB leergekauft und das Datum fett und gelb-blau im Kalender angestrichen. Einen Ausflug nach
Kitzbühel im Sommer? Muss man mal machen!
An eben diesem schönen Donnerstag Morgen traf sich ein Haufen von SCL-Fans sowie ein verirrter Heilbronner am heimischen Bahnhof, bereit für die internationale Fahrt, unserer Liebe hinterher.
Pünktlich zur Abfahrt des Zuges hat es auch der letzte Siebenschläfer, Blaumacher und notorisch-zu-spät-kommer aus den Federn geschafft und nach euphorischen Begrüssungen am Bahnhof machte sich
Gelb-Blau auf die Reise. Der Aufenthalt in Zürich wurde selbstverständlich für den Einkauf von Proviant und Wegzerrung genutzt. Anschliessend bestieg man den EC in Richtung Graz, welcher uns in
ungefähr 5 Stunden direkt von der Limmat unmittelbar ans Ziel am Hahnenkamm bringen würde.
Die Zugfahrt durch den sonnigen Vorarlberg mit Musik im Ohr, Schal am Hals und Bier in der Hand verging wie im Fluge. Angekommen am Ziel amüsierte man sich auf dem Weg in Richtung Dorfkern
erstmal ab den schockierten Gesichtern der Polo-Hemden-Bonzen, die sich beim Besteigen ihrer Ferraris verwundert die Augen rieben und sich fragten was wir wohl hier verloren hätten. Nach einer
Schnitzel- und Bier-Stärkung ging es pünktlich um 18:00 Uhr zum Sportpark. Die Geschichte vom Spiel ist rasch erzählt und rückblickend sicher kein Highlight der diesjährigen Vorbereitung.
Vermutlich hatte auch das einwöchige Trainingslager einen entsprechenden Einfluss auf die Spritzigkeit und Verfassung unserer Mannen.
Der Pizzaiolo im Stadion war heillos überfordert mit dem Ansturm auf seine Bar und mit der arabischen Reisegruppe, welche zum ersten mal im Leben Eishockey sah, hatten wenigstens ein paar Seelen eine wahre Freude am Spiel. An dieser Stelle möchten wir auch unseren grössten Respekt an die diversen Stadionverbotler ausdrücken, welche mehrere hundert Franken auf den Tisch gelegt haben um unsere Mannschaft wieder mal im Stadion zu bejubeln! Haltet durch!
Bevor sich der Trupp nach dem Testspiel weiter verschob wurden die Spieler ausgiebig verabschiedet und Primeau’s Bier unter den Schlachtenbummlern verteilt (herzlichen Dank hierfür, Josh!).
Anschliessend zog es die meisten ins „Londoner Pub“, welches sich später als unsere halbnächtliche Bleibe herausstellen sollte (richtig, das ist keine Art Hotel oder so). Ein grosses Dankeschön
geht an die Crew des English Pubs für diese legendäre Nacht und eure tolle Gastfreundschaft! Zeitig um sieben Uhr in der Früh hiess es wieder „Einsteigen, bitte!“ und die müde Gruppe liess sich
nur all zu gerne in die weichen Zugsessel fallen. Von der Rückfahrt gibt es nicht mehr viel spektakuläres zu berichten. Jedenfalls tuckerte man ca. 32 Stunden nach Abfahrt am Vortag wieder in die
schönste Stadt der Welt ein. Ein paar hartgesottene verabschiedeten noch den Bruder aus Heilbronn, welcher nach der Tortour noch 5 Stunden Heimfahrt vor sich hatte (echt Stier Junge!). Erschöpft
aber überglücklich liess sich dann auch der Letzte ins Bett fallen und wird noch lange mit viel Freude an dieses Erlebnis zurückdenken.
Veröffentlicht im Schlittjournal vom 11. September 2015